Jedes Haus braucht einen Holler, sagt man. Und man soll vor dem Holunder den Hut ziehen…
Der Holunder ist ein uralter, mystischer Hausstrauch, welcher schon immer die Nähe zu Menschen suchte. Für die genussreiche Küche und zum Heilen ist er ein Tausendsassa, der uns gleich zweimal im Jahr reich beschenkt – im Frühjahr mit seinen schneeweißen, duftenden Blüten und im Herbst mit den schwarzen, gesunden Beeren.
Der Hollerstrauch im Hausgarten galt als Lebensbaum. Das Verdorren zeigte den Tod eines Familienmitglieds an. Das Aushacken oder Verstümmeln eines Holunders brachte Unglück oder Tod. Er galt als Abwehrmittel gegen schwarze Magie und Hexen und schützte vor Feuer und Blitzeinschlag. Man sollte unter ihm vor Schlangenbissen und Mückenstichen sicher sein. Auch beherbergte er wohlgesinnte Hausgeister, was den Strauch in vielen Hausgärten heimisch werden ließ und zu dem Spruch führte, dass man vor einem Hollerbusch den Hut ziehen müsse.
Der Holunder spielte bereits vor Jahrtausenden eine wichtige Rolle in der Heilkunde. Schon Hippokrates aus Griechenland, der 460-377 v. Chr. lebte, pries die Heilkraft des Holunders. Er nannte ihn gar einen Medizinschrank. Gegen Wassersucht, Frauenbeschwerden und Verstopfung wurde der Holunder von Hippokrates empfohlen, Anwendungen, die auch heute noch für den Holunder typisch sind.
Der Holunder ist ein bis zu sieben Meter hoher Strauch oder kleiner Baum, seine Äste sind innen weiß und mit einem schwammartigem Mark gefüllt. Die Blätter sind unpaarig gefiedert mit 3-7 gezähnten, zugespitzten Einzelblättern.
Welche Pflanzenteile verwendet man?
Im Frühling sieht man seine weiße Blüten, die bis zu 30 cm großen Scheindolden, schon von Weitem und auch seinem Duft kann man nicht widerstehen. Im Herbst schenkt uns der Holunderbusch runde tiefschwarze Früchte voller Kraft und Vitamin C – genau das Richtige, bevor die kalte Jahreszeit anbricht.
Inhaltsstoffe: Glycoside, ätherische Öle, Flavonoide, Cholin, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Gerbsäure, Vitamin C, Mineralien
Sammelzeit: Mai bis Juni – Blüten wenn sie voller Blütenstaub sind (niemals waschen, sonst geht der wertvolle Blütenstaub verloren) | September bis Oktober – Beeren
Wirkung: schweißtreibend, blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, schleimlösend, schmerzstillend
Warum ist der Holunder so wertvoll?
Holunderblüten und Holunderbeeren gelten als probate Hausmittel gegen eine Erkältung, Nieren- und Blasenleiden sowie zur Stärkung von Herz und Kreislauf. Grund dafür sind die Inhaltsstoffe Vitamin C und B, Fruchtsäuren und ätherische Öle.
Holunderblütentee wirkt leicht schweißtreibend und schleimlösend aber auch bei Magenbeschwerden. Sowohl die Blüten als auch die Früchte stärken das Immunsystem. Die Blüten mit ihren ätherischen Ölen und Flavonoiden kann man vorbeugend zum Schutz vor Sommergrippe anwenden. Die Früchte mit den Vitaminen und Mineralstoffen schützen vor Krankheiten im Winter.
Wie verwendet man den Holunder?
Der Holunderblütensirup ist allseits bekannt und die beliebteste Heilanwendung ist wohl der Holundertee.
Dazu 2 EL frische oder 2 TL getrocknete Blüten mit 200 ml kochendem Wasser aufgießen. 5-10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abseihen.
Zur Vorbeugung und Stärkung des Immunsystems 3-6 Wochen ein Tasse täglich oder während einer Grippe als Schwitztee mehrmals täglich 1 Tasse (ev. mit Lindenblüten gemischt) trinken.
Doch der wunderbare Holunder kann natürlich noch viel mehr. Wenn ihr unsere Blogbeiträge und Instagrambeiträge durchstöbert, werdet ihr immer wieder über diese heilsame Pflanze stolpern.
Heute haben wir ein Rezept für einen Holunderbeerensaft für euch. Davor ist aber noch unbedingt zu erwähnen, dass man die Beeren NICHT roh verzehren darf. Die Früchte wie auch die Blätter enthalten einen unbekömmlichen Stoff – das Sambunigrin – das Bauchschmerzen und Erbrechen verursacht. Diese Alkaloid zerfällt durch ca. 10-minütiges Erhitzen auf ca. 70 °C. Aber jetzt zurück zum Holunderbeerensaft. Dafür benötigt man:
- 1 Litermaß gerebelte Holunderbeeren
- 100 g Zucker
- 250 ml Wasser
- Saft von 1 Zitrone
Holunderbeeren gründlich waschen, rebeln und mit dem Zucker mischen. Am besten über Nacht ziehen lassen, dann mit Wasser und Zitronensaft aufkochen, etwa 15 Minuten simmern lassen bis sie weich sind, zerstampfen und abseihen. Heiß in Flaschen abfüllen und zur Stärkung des Immunsystems genießen.
Um einen Holunderbeerensirup herzustellen, 1 Liter Saft aufkochen, 500 g Zucker dazugeben und ca. 5 Minuten köcheln. So wird der Sirup konserviert.
Den Holunderbeerensirup kann man in der kalten Jahreszeit mit heißem Wasser oder Kräutertee verdünnen und trinken. Genauso gut kann man ihn aber auch mit kaltem Wasser als Erfrischungsgetränk trinken oder man gießt ihn über Vanilleeis, Pudding, Grießbrei oder andere Süßspeisen. Kalt oder heiß dient er zur Stärkung der Abwehrkräfte, als Unterstützung bei einer Blutreinigungskur und gegen Nervenentzündungen.
Wir wünschen euch viel Freude mit dem Holunder! Und nicht vergessen den Hut zu ziehen ;-)!!
Alles Liebe,
Angelika & Silvia