Wohlriechendes Veilchen | Viola odorata
“Wenn jemand traurig ist, dann soll er vom Veilchenwein trinken.
Das hat eine frohmachende Wirkung und stärkt die Lunge“.
Hildegard von Bingen
Wer kennt es nicht, das zierliche, duftende Veilchen? Von Nahem betrachtet ist das Veilchen eine wunderschöne Blume mit einer ausdrucksvoll eleganten Blüte in kräftigem Violett. Mit seinem feinen Duft kann es im Frühling ganze Wiesen einhüllen.
Doch nicht jeder beugt sich soweit hinunter, um es genauer zu betrachten. Denn das Veilchen ist klein und bescheiden.
Veilchen oder Violen gehören zur Familie der Veilchengewächse. Von den etwa 500 Arten gedeihen die meisten in den gemäßigten Zonen der Erde. Bekannte Arten sind Stiefmütterchen, Hornveilchen und Duftveilchen.
Als eine der ersten Frühlingspflanzen ist das Veilchen an lichten Wäldern und Waldrändern, in schattigen Wiesen oder auch an Zäunen und Hecken zu finden. Manchmal wächst es einzeln, dann wieder bildet es dichte Kolonien. Veilchen wachsen als ein- oder zweijährige oder meist ausdauernde krautige Pflanzen. Sie haben einen ausdauernden Wurzelstock, der sich von Jahr zu Jahr mehr ausbreitet. Im zeitigen Frühjahr sprießen die herzförmigen Blätter und von März bis April blüht und duftet die Pflanze und erfreut uns mit ihrem Anblick.
Klassische Veilchen haben violette Blüten mit zwei Blütenblättern oben und drei Blütenblättern unten. Sie duften sehr angenehm weshalb das echte Veilchen auch wohlriechendes Veilchen (Viola odorata) genannt wird.
Heilwirkung
Das Veilchen hat viele wertvolle Inhaltsstoffe für unsere Gesundheit – unter anderem Saponine, Bitterstoffe, Alkaloid Violin, Cyamin (blauer Farbstoff), Eugenol, Flavonoide, Odoratin, ein Glykosid, Schleim oder Salizylsäure
Sammelzeit: März bis Mai – das blühende Kraut, September bis Oktober – Wurzel
Schon Hippokrates setzte das Veilchen für allerlei Beschwerden ein, unter anderem gegen Sehstörungen, Kopfschmerzen und Melancholie.
In der heutigen Naturheilkunde wird das Veilchen vorwiegend bei Beschwerden der Atemwege, z.B. Husten und Bronchitis eingesetzt.
Das Veilchen wirkt abschwellend, antibakteriell, beruhigend, blutreinigend, harntreibend, erweichend, durchblutungsfördernd, krampflösend, schleimlösend, schweißtreibend, schmerzlindernd und entzündungshemmend.
Es steht für Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zu sich selbst zu stehen. Bescheidene, sensible Menschen können mithilfe der Veilchen-Blütenessenz lernen, sich Gehör zu verschaffen und sich besser durchzusetzen. Das Veilchen kann ihnen auch helfen, auf Menschen zuzugehen und ihnen näher zu kommen.
Rezepte
Sobald der Frühling beginnt, lassen sich die Blüten, Blätter und Triebe ernten. Man kann die Veilchen entweder frisch essen oder ihre Heilkräfte durch Trocknen oder Einkochen konservieren.
Die duftenden Blüten und Blütenknospen können entweder roh gegessen oder als Dekoration auf ein Gericht gestreut oder als besondere Leckerei kandiert werden. Die Blüten eignen sich darüber hinaus zum Verarbeiten zu Blütenessig, Gelee sowie Sirup. Die Blätter können mit anderen Kräutern in Salaten verarbeitet werden.
Das Veilchen nur sparsam in Speisen einsetzen, denn ein übermäßiger Verzehr kann Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Besonders Menschen mit empfindlichem Magen und Schwangere sollten sich besser nur ihrem Anblick und Duft erfreuen.
Kandierte Veilchen
Kandierte Veilchen sind eine besondere Nascherei und lassen sich schnell zu Hause herstellen. Frische Veilchenblüten sammeln, mit halb steif geschlagenem Eiweiß bestreichen, dünn Puderzucker darüber streuen und zwei Tage auf einem Backblech trocknen.
Tee
Einen Tee kann man entweder aus frischen oder getrockneten Blättern und Blüten herstellen. Innerlich angewendet hilft er bei Husten und Bronchitis sowie Erkältung. Aufgrund der Salicylsäure hilft der Tee ebenfalls bei Kopfschmerzen. Dafür wird ein Teelöffel des getrockneten Krauts mit 200 ml kochendem Wasser übergossen. Das Ganze etwa 15 Minuten ziehen lassen und danach abseihen.
Ein Tee aus dem blühenden Kraut hat nervenstärkende Wirkung und kann bei nervösem Herzklopfen und Schlaflosigkeit helfen. Er kann aber auch äußerlich als Kompresse bei Rheuma und Gicht und auch bei Hautentzündungen wie Akne angewendet werden.
Hustensirup
Die schleimlösenden Stoffe des Veilchens kann man in einem Hustensirup einfach konservieren.
eine Handvoll (etwa 100 g) Veilchenblüten
300 ml Wasser
300 g Zucker
verschließbare Flasche
Veilchenblüten mit dem Zucker einen Tag im Wasser ziehen lassen. Blüten abseihen. Das restliche Wasser solange kochen lassen bis ein Sirup entsteht. Den fertigen Sirup heiß in eine saubere Flasche füllen und verschließen. Er ist im Kühlschrank aufbewahrt etwa drei Monate haltbar. Man kann ihn bei Bedarf löffelweise einnehmen oder mit Wasser verdünnt trinken.
Veilchenessig
Veilchenblüten und –blätter in ein Schraubglas geben und mit Essig (Apfel-, Weinessig) aufgießen, so dass die Blüten mit dem Essig vollständig bedeckt sind. Nach zwei Wochen abseihen und abfüllen.
Der rosagefärbte Veilchenessig wird gerne für Salate verwendet. Im Sommer kühlt und regeneriert er die Haut und verfeinert das Hautbild. In Gabriela Nedomas Buch „Grüne Kosmetik“ wird der Veilchenessig als „Sisis Erfrischungsessenz mit Veilchen“ beschrieben. Er soll entzündungshemmend wirken und die Hautregeneration anregen. Dafür 1 Teil Veilchenessig mit 4 Teilen Wasser verdünnen und als Kompresse auf das Gesicht auflegen oder mit einer Sprühflasche auftragen.
Wir wünschen euch eine schöne Frühlingszeit und viel Freude beim Entdecken der Frühlingskräuter!
Alles Liebe,
Angelika & Silvia